
Bekannte Persönlichkeiten wie die amerikanischen Schauspielerinnen Christina Applegate und Selma Blair sowie die deutsche TV-Moderatorin Anna Kraft haben sich mit einer Autoimmunkrankheit konfrontiert sehen. Multiple Sklerose In den vergangenen Jahren hat Multiple Sklerose (MS) erhebliches Interesse geweckt. Aber was ist MS tatsächlich, welche Ursachen sind bisher bekannt und wie erfolgt die Behandlung dieser unlösbaren Erkrankung? Redakteurin Melanie Hoffmann, Leitende Chefin der Abteilung, stellte diesen und weitere Fragen an Dr. Patrick Thilmann, Spezialist für Neurologie.
Multiple Sklerose ist eine entzündliche Krankheit des zentralen Nervensystems, die das Gehirn und das Rückenmarks bei Patienten betroffener. Charakteristisch für diese Erkrankung sind Anfälle oder Relapse, deren Intensität und Länge stark schwanken können. Darüber hinaus verursacht MS wegen der Vielzahl möglicher Symptomatik oft genug verschiedene Beschwerden beim Einzelnen, weshalb man sie auch als die " Kranke Zustand mit den tausend Masken Wie die Deutsche Multiple-Sklerose-Gesellschaft angibt, leiden weltweit ungefähr 2,8 Millionen Personen an dieser Autoimmunkrankheit. In Deutschland betragen die Betroffenen 280.000, und jedes Jahr werden circa 15.000 weitere Fälle diagnostiziert. 1 „Es semble que le nombre de personnes touchées augmente”, nous a expliqué docteur Thilmann lors d'un entretien sur smartlink.biz.id et il évoque plusieurs raisons à cette évolution. De plus, l'expert s'est attardé avec nous pour discuter en détail des difficultés inhérentes au diagnostic de la sclérose en plaques, comment celle-ci progresse et quelles sont les défis auxquels font face tant les patients que leurs médecins traitants.
Folge jetzt dem smartlink.biz.id-Kanal auf Whatsapp!
Die MS-Fallzahlen steigen
smartlink.biz.id: Was führt dazu, dass sich die Anzahl der Fälle mit MS erhöht?
Dr. Patrick Thilmann erklärt: "Die Ursache für diesen Anstieg ist noch wissenschaftlich unbekannt. Allerdings wird angenommen, dass dies unter anderem darauf zurückzuführen ist, dass die Diagnose heutzutage früher gestellt wird und somit mehr Fällen aufgedeckt werden."
Verbesserungen in der Diagnosestellung
Welche Maßnahmen ermöglichen es heutzutage, eine diagnosefrühzeitig zu stellen?
„Früher war ein zweiter Krankheitsschub gemäß der Diagnosekriterien notwendig, um Multiple Sklerose diagnostizieren zu können. Zu Beginn der Erkrankung musste man früher warten, bis weitere Symptome auftauchten, bevor eine endgültige Diagnose gestellt wurde. Inzwischen ist bekannt, dass Menschen mit bestimmten Anzeichen sehr wahrscheinlich an MS erkranken werden, daher wurden die Kriterien für die Diagnose angepasst.“
Sind da noch andere Gründe bekannt, warum MS scheinbar öfter auftritt?
Es wird angenommen, dass Umweltfaktoren dazu beitragen, dass die Multiple Sklerose (MS) heute häufiger auftritt als in der Vergangenheit. Diese Faktoren könnten ebenfalls erklären, weshalb sich MS weltweit zunehmend in Gebieten manifestiert, wo es früher nur selten zu finden war. Einige glauben, dass bestimmte Gene mittlerweile stärker verbreitet sind und das Risiko einer Multiplen Sklerose steigern. Zum Beispiel geht man davon aus, dass so genannte Anfälligkeitsgene, welche die Wahrscheinlichkeit zur Entwicklung der Krankheit erhöhen, möglicherweise durch Wikinger übertragener Völker wanderten. Dahingegen hat die Globalisierungsprozesse womöglich noch mehr Genmixe gefördert, sodass diese Gene nun auch in Regionen auftreten, die bisher unberührt waren.
Auch interessant: MS-betroffene Christina Applegate: "Es ist beängstigend, unter die Dusche zu steigen"
Mögliche Ursachen der Erkrankung
Welche Faktoren führen zu einer Multiplen Sklerose? „Was die Ursachen angeht, ist vieles noch unklar. Zum einen spielen erbliche Faktoren eine Rolle. Fest steht aber auch, dass es gewisse Umstände gibt, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, an Multiple Sklerose zu erkranken. So ist eine große Militär-Studie in den USA, bei der systematische Untersuchungen von Rekruten durchgeführt wurden, zu dem Ergebnis gekommen, dass Personen nach durchgemachter Eppstein-Barr-Virus -Infektion eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, an MS zu erkranken. Das Virus scheint demnach die Entwicklung einer Multiplen Sklerose zu begünstigen. Einen ähnlichen Zusammenhang mit vorausgegangenen Virusinfektionen kann man im Nervenwasser beobachten: Eine positive sogenannte MRZ-Reaktion ( Masern , Röteln, Varizella zoster) ist spezifisch für das Vorliegen einer MS. Viren scheinen also eine Art Trigger zu sein. Das heißt, das Immunsystem reagiert möglicherweise auf diese Viren. Da die Reaktion aber fehlgeleitet ist, greift es irgendwann den eigenen Körper an.“
Auch interessant: Studie beleuchtet den Zusammenhang zwischen Viruseinfekten und Multipler Sklerose.
MS greift den Körper der Patienten an.Wie können wir uns das vorstellen? Ein Angriff auf den eigenen Körper bei Multipler Sklerose (MS) manifestiert sich dadurch, dass die Myelinschicht der Nerven, oder einfach gesagt die Nervenhülle, Schaden nimmt und im Laufe der Zeit abgebaut wird. Diese Beschädigung führt zu den charakteristischen Ausbruchserscheinungen der Erkrankung.
Die Risikofaktoren für MS
Sie haben eben darüber gesprochen, dass die Multiple Sklerose vererbbar ist. Können Eltern ihre Veranlagung zur Krankheit auch auf ihre Kinder übertragen?
„In unserer täglichen medizinischen Praxis beobachten wir häufig, dass es Fälle mit einer familieninternen Häufigkeit des Multiplen Sclerosis gibt. Tatsächlich steigt das Risikopotential deutlich, wenn bereits die Mutter oder der Vater daran leiden. Wenn jedoch beide Eltern betroffen sind, verdoppelt sich dieses Risiko nochmals. Eine bemerkenswerte Beobachtung stellt dabei den Fall einesiiger Zwillingspaare dar; obwohl sie genetisch identisch sind, muss dies nicht zwangsläufig bedeuten, dass beide an Multipler Sklerose erkranken werden. Dies legt nahe, dass Umwelteinflüsse ebenfalls einen wichtigen Aspekt im Ausbruch dieser Krankheit darstellen könnten.“
Die Forschung bemüht sich immer noch, vorhandene Rätsel um Multiple Sklerose zu entschlüsseln. Was die Rolle von Umweltfaktoren bei der Entstehung dieser Erkrankung angeht, was wissen wir bereits?
„Zu nennen sind hier die traditionellen Lebensstilfaktoren.“ Rauchen ist möglicherweise ein Risikofaktor: Raucher weisen eine erhöhte Chance auf, krank zu werden und erleiden zudem oft einen weniger günstigen Verlauf der Erkrankung. Gleiches gilt für Übergewicht Eine Rolle spielt auch die Ernährung. Schließlich ist sie von gewissem Einfluss. Zum Beispiel tritt eine ausgewogene Kost in diesem Zusammenhang in Betracht. Vitamin-D-Spiegel ein protektives Wirkung. Zudem deuten Studien darauf hin, dass Teilnehmer an wissenschaftlichen Untersuchungen weniger Anfälle hatten, wenn sie bestimmte Fette wie zum Beispiel die Propionsäure erhielten.
Ernährung - sowohl ein Risikofaktor als auch ein Bestandteil der Therapie
Dadurch kommen wir bereits zum Thema Lebensweise bei MS oder zur Therapie der Multiplen Sklerose. Also spielt die Ernährung eine wichtige Rolle?
Im Allgemeinen raten wir unseren Patienten zur Einstellung einer ausgewogenen Ernährung. Dabei spielt das Verbrauchen von Salzen eine entscheidende Rolle. Zum Beispiel fördert herkömmliches Tafelsalz Entzündungsprozesse im Körper. Zudem deuten Studien darauf hin, dass Milchprodukte sowie besonders frische Milch bei Multiplen Sklerosen ein negatives Potenzial besitzen. Die genauen Zusammenhänge sind bisher jedoch unklar. Dennoch bestätigen diese Untersuchungen, dass Menschen mit einem erhöhten Konsum an Milch stärkere Aktivitäten ihrer Krankheit zeigen. Im Moment forschend vor allem dieser Bereich untersucht werden, unter anderem damit herausgearbeitet werden kann, ob bestimmte Nahrungsmittel möglicherweise nicht nur die Entwicklung des Leidens verschlimmern, sondern auch als Faktoren dienen könnten, welche deren Auftreten begünstigen.
Auch interessant: Sportmoderatorin Anna Kraft sagt: „Es ist schwierig für mich, Schwächen preiszugeben.“
Die Anzeichen einer Multiplen Sklerose
Frühzeitige Anzeichen sind oft zart zu bemerken.
An dieser Stelle möchte ich gern einen Schritt zurückgehen: Welche Symptome gelten als typisch für eine Multiplen Sklerose? „Das am häufigsten beobachtete Symptom ist das Taubheitsgefühl. Diese Empfindungen neigen dazu, zuerst von vielen Patienten übersieht zu werden. Oft erleben wir den Zustand eingesperrter Extremitäten als eingeschlafenen Bereich ohne unmittelbaren Bezug auf schwerwiegende Gesundheitsprobleme. Aus diesem Grund nehmen viele Menschen frühe Anzeichen nicht ernst. Die Beschwerden treten typischerweise während von Phase der Erkrankung auf und können für sieben bis zehn Tage bestehen bleiben, bevor sie sich ganz zurückziehen. Dies führt dazu, dass betroffene Personen tendenziell keinen Termin beim Arzt vereinbaren, da sie keine schwere Bedingung vermuten, sondern eher davon ausgehen, es handle sich um einen zeitlichen Effekt.“
Beginnt das MS tatsächlich immer so anscheinend ungefährlich und mit keiner dauerhaften Beeinträchtigung?
Tatsächlich bleiben einige Patienten bereits nach dem ersten Anfall bleibende Schäden zurück. Viele erzählen beispielsweise davon, dass ihre eine Hand selbst nach dem Anfall immer noch eigenartig anzufühlen ist und ihr Feingleichen fehlt – insbesondere im Vergleich zu ihrer gesunden Hand.
In welcher Form könnte die Krankheit in den Anfangsstadien auftreten?
„Das zweithäufige Anzeichen für den Beginn einer Multiplen Sklerose ist eine Entzündung des Sehners. Dies resultiert in einem 'Trübungssicht' im betroffenen Auge. Es erscheint, als würde man durch milchiges Glas schauen; Farben werden weniger intensiv wahrgenommen und Lesen wird schwieriger. Rote appearschen wirken fahler und es treten Schmerzen beim Bewegen des Auges auf. Menschen sind tendenziell eher wegen dieser Beschwerden zum Doktor unterwegs, anstatt bei gelegentlichen Kribbelungen oder Taubheitsgefühlen in der Hand."
Auch interessant: Studie entdeckt bisher unbekannte Vorzeichen von Multipler Sklerose
Bis hin zu Lähmungen können Bewegungs- und Koordinationsstörungen auftreten.
Richtig, die MS kann auch eine Beeinträchtigung der motorischen Fähigkeiten verursachen, oder?
„Falls es zu Entzündungen kommt im Kleinhirn Oder wenn der Hirnstamm beeinträchtigt ist, könnten sich Bewegungs- und Koordinationsprobleme einstellen. Dies führt dazu, dass Betroffene zum Beispiel Schwierigkeiten mit Aufgaben wie Griffe ausführen oder schreiben haben – diese Tätigkeiten werden unsachgemäß ausgeführt. Manchmal bemerken Patienten außerdem, dass ihr Gang instabil wird. Einem meinerPatienten beschrieb, dass er auf einmal Schwindelanfälle verspürte, besonders während bestimmter Bewegungen. Falls die motorischen Fasern betroffen sind, also jene Neuronen, welche Signalübertragungen an die Muskulatur weiterleiten, könnte es zu Lähmungen kommen. Normalerweise sind hierbei vor allem die Beine involviert. „
Krankheit der 1000 Gesichter
In meiner Erfahrung können die Symptome von Multipler Sklerose noch unter anderem so auftreten: Müdigkeit, Gleichgewichtsstörungen, Koordinationsprobleme, Schmerzen oder Unwohlsein.
„Die Multiple Sklerose wird auch als die 'Kranke mit den tausend Gesichtern' bezeichnet, was darauf hinweist, dass es eine große Anzahl verschiedener Symptome gibt. Die Liste der hier genannten Beschwerden ist lediglich ein kleiner Teil davon. Oft leiden MS-Patienten unter Schmerzen und es gibt noch viele andere Betroffene." Blasenbeschwerden Und/oder sexuelle Probleme können auftreten. Zudem kann mit der Zeit die Erinnerung beeinflusst werden. Allerdings handelt es sich hierbei nicht um einen Krankheitszustand. Demenz , sondern um Teilleistungsstörungen. Betroffene merken z. B., dass sie auf einmal Probleme beim Multitasking haben oder dass sie Schwierigkeiten mit der Aufmerksamkeit und der Konzentration haben. Nicht zuletzt leiden viele Patienten unter dem Fatigue Syndrom , dessen Beschwerden sehr subjektiv und nur schwer messbar sind. Die damit einhergehende Beeinträchtigung im Alltag Betroffener ist aber nicht zu unterschätzen. Zusammenfassend kann man also sagen, dass die Multiple Sklerose in ihren Ausprägungen und Symptomen sehr vielfältig ist.“
Die Behandlungmöglichkeiten
Bei einem akuten Schub
Wie sieht eine Behandlung von MS aus?
Ein akuter Krankheitsanfall wird normalerweise mit Kortison behandelt. Normalerweise erhalten Patienten während eines Zeitraums von fünf Tagen hohen Dosierungen dieser Medikation als Intravenöse-Infusion. Dadurch kann der Anfall effektiv gesteuert werden und die durch diesen Zusammenhang verursachten Symptomatik verschwindet schneller.
Nach einer Rutsche oder zwischen den Ritzen.
Und nachdem der Schub vorbei ist, was passiert danach?
„Sobald der Anfall vorüber ist, führen wir bildgebende Verfahren wie Kernspintomographie am Kopf und Rückgrat durch, um entzündete Bereiche besser darstellen zu können. Dabei zählen wir die Herden und bestimmen ihre genaue Lage im Körper. Zusätzlich werden persönliche Merkmale des Patienten wie sein Alter, die Dauer seiner Multiplen Sklerose, sowie das Ausmaß und die Häufigkeit früherer Relapse berücksichtigt. Diese Informationen dienen als Grundlage für eventuelle Therapieverläufe.“
Wie könnte eine Behandlung für Multiple Sklerose aussehen?
Lassen Sie uns ein Szenario betrachten: Ein Patient erleidet einen ersten Schub und zeigt danach nur einige entzündete Herde im Gehirn ohne Befall des Rückenmarks. Früher wurde in solchen Fällen oft eine weniger wirksame Therapie eingesetzt. Heutzutage deuten jedoch neue Erkenntnisse darauf hin, dass es vorteilhaft erscheint, Multiple-Sklerose-Patienten von Beginn an mit stärker wirkenden Medikamenten zu behandeln – da dies den Verlauf der Krankheit über die Zeit langfristerig positiv beeinflusst. Aus diesem Grund neigt man heutzutagen dazu, sich zunehmend von mäßig wirksamen Arzneimitteln abzuwenden.
Wird man deshalb nun sofort mit stärkeren Medikamenten behandelt?
Natürlich lässt sich das nicht allgemein festlegen, da es jeweils vom Wunsche des Patients abhängt. Es gibt jedoch klare Situationen, wo Betroffene durch mildermedizinische Ansätze gut profitieren können und damit problemlos leben. Sobald allerdings ein Patient Hirnhautinfektionen oder Schädigungen am Rückenmarks haben soll – Aspekte, über die heutzutage Gewissheit besteht, dass sie eher mit einer ungünstigeren Erkrankungsprognose sowie frühzeitigen Beeinträchtigungen assoziiert sind – sollte man ihm von Beginn an kräftige Medikamente geben. Dann will man keine Zeit verschwenden, bis ernsthafte Symptome wie zum Beispiel eine Bewegungseinschränkung auftauchen lassen. Im Allgemeinen kann ich daher behaupten, dass wir uns zunehmendstärkerer medikamentöser Therapien zuwenden. Dennoch bleibt jede Entscheidung letztlich individualisiert und muss den Bedürfnissen jedes Patienten angepasst sein.
Beim Behandeln sollten die persönlichen Bedürfnisse berücksichtigt werden.
Welche Optionen sind verfügbar, um die Therapie den Bedürfnissen derPatienten anzupassen? „Es gibt große Unterschiede. Es ist wichtig, die Lebenslage sowie die Zukunftspläne mit den betroffenen Personen zu erörtern. Hierbei werden grundlegende Fragen behandelt, zum Beispiel: Für junge Frauen betrifft dies oft das Thema Familiengründung – ob dieses Kapitel schon beendet ist oder ob noch der Wunsch nach Kindern vorhanden ist. Andere Aspekte betreffen die beruflichen Umstände von Menschen mit Multipler Sklerose (MS). Wer häufig auf Reisen muss, könnte Schwierigkeiten haben, jede VierteWoche zur Ambulanz zu kommen, um eine Infusionsbehandlung durchzuführen. In solchen Fällen lässt sich die Art der Anwendung ändern; neben der Infusion stehen spritzbare Formen oder Tablettentherapien zur Verfügung. Angst vor möglichen Nebenwirkungen spielt ebenfalls eine wichtige Rolle beim Entwickeln des Therapieverlaufs und der Arzneimittelauswahl. Beim Finden der geeigneten Behandlungsstrategie müssen zahlreiche Variablen bedacht werden. Darüber hinaus liegt dem medizinischen Team nahe, den Patienten davon zu überzeugen, dass eine Therapie unerlässlich sei.“
Häufig müssen Ärzte auch Überzeugungsarbeit betreiben.
Das heißt, sie müssen manche MS-Betroffene auch erst von einer bestimmten Behandlung oder sogar generell von einer Behandlung überzeugen?
Ja, ganz sicher. Vor allem am Anfang. Wenn nämlich eine Episode abklingt, erleben viele Patienten längere Zeiträume ohne Symptome. Manche sind sogar ein oder zwei Jahre lang schmerzfrei. Als Ärzte wissen wir jedoch, dass die Krankheit trotz dieser zeitraumsweise symptomfreien Phase weiterhin im Körper aktiv bleibt. Hier müssen wir den Betroffenen oft klarmachen: Die Abwesenheit von Beschwerden bedeutet nicht automatisch, dass die Erkrankung zur Ruhe gekommen wäre. In diesen Fällen liegt es an uns, Aufklärungsarbeit zu leisten.
Über welche Aspekte informieren oder beraten Sie bei Patienten mit Multipler Sklerose?
„Ich bemüh mich darum, meinen Patienten klarzumachen, dass es heute zahlreiche wirksame und gut verträgliche Medikamente gibt. Vergleicht man dies mit den ersten Jahren meiner Praxis Mitte der neunziger Jahre, so ist unübersehbar, wie weit die medizinische Forschung fortgeschritten ist. Neue und verbesserte Therapieoptionen stehen zur Verfügung. Dies spiegelt sich auch in jüngsten Studien wider: Personen, die aktuell behandelt werden, erleiden deutlich weniger Komplikationen als noch etwa dreißig Jahre her. Diese Verbesserung resultiert aus dem großen Angebot verschiedener Arzneimittel, welche einen Wechsel ermöglicht, sollte das bereits genommene Präparat seine erwartete Wirkung nicht entfalten. In vergangenen Zeiten blieb einem oft keine andere Wahl, als trotz fehlender Effizienz bei einer bestimmten Behandlung festzuhalten, einfach weil alternative Möglichkeiten rar waren. Heutzutage können Ärzte viel flexibler vorgehen und auf individuelle Umstände und Entwicklungstendenzen eingehen. Zudem spielen frühe Diagnosen und eine zeitige Einleitung der Therapie mit potentiell intensiveren Substanzen eine wichtige Rolle. Somit lässt sich behaupten, dass Multiple Sklerose über die Zeit hinweg ihren beängstigenden Charakter teilweise abgelegt hat.“
Monitoring des Krankheitsverlaufs
Gibt es auch Menschen, die sich nicht von der Behandlung überzeugen lassen? Wie verarbeiten Sie dieserart Fälle?
Ja, so etwas kommt natürlich vor. Die betroffene Person sollte ihre individuelle Entscheidung nach meinem Dafürhalten von ihrem Therapeuten respektiert bekommen. Ich schlage dem Patienten vor, diesen Weg gemeinsam mit ihm zu gehen. Trotzdem muss die genaue Aufzeichnung des Krankheitsfortschritts unbedingt gemacht werden. Ein Beispiel für eine neuere Methode sind besondere Bluttests. Darüber hinaus machen wir alle sechs Monate bei solchen Fällen eine Kernspintomografie, damit man erkennen kann, ob sich die Erkrankung aktiviert. Wenn die Kontrolluntersuchung beispielsweise neue Entwicklungen zeigt, treffe ich mich noch einmal mit dem Patienten und versuche ihm die Vor- und Nachteile einer medicinischen Behandlung im Hinblick auf seinen krankheitlichen Ausgangskonstellation zu verdeutlichen.
Anpassungen des Lebensstils
Gibt es ebenfalls Lebensstilveränderungen, die Ihnen als MS-Betroffene empfohlen werden?
"Klar, hierbei handelt es sich um die bereits genannten Lebensstilfaktoren, welche als potenzielle Kofaktoren bei der Entstehung von MS erfasst werden. Es wurde festgestellt, dass diese Faktoren die Entwicklung einer vorhandenen Multiplen Sklerose negativ beeinträchtigen können. Zum Beispiel sollten Raucher ihre Gewohnheiten ablegen und auf eine natriumreiche (wahrscheinlich entzündungshemmende) Diät achten. In unserem Behandlungsraum bemühen wir uns darum, unsere Patientinnen und Patienten darüber hinauszuführen: Wir bieten Beratungen zur Ernährung an und empfehlen regelmäßiges Sporttreiben. Darüber hinaus legen wir großen Wert darauf, Frauen bezüglich des Zusammenhangs zwischen MS und Schwangerschaft zu unterrichten. Ich betrachte es ebenfalls als wesentlich, aktuelle wissenschaftliche Fortschritte mit allen betroffenen Personen zu teilen – so etwa vor ungefähr zehn Jahren das Wissen über die Bedeutung eines ausreichenden Vitamin-D-Versorgung bei MS-Patienten.“
Sie erwähnten Bewegung als Teil einer MS-Therapie. Wie wichtig ist Sport? Und können vor der Diagnose sportlich aktive Menschen ihren Sport wie gewohnt weiterbetreiben?
„Wie bekannt, hat Sport gesundheitliche Vorteile und bietet Schutz vor verschiedenen Krankheiten oder hemmt ihren Fortschritt. Das trifft auf Krebs ebenso zu wie auf andere Erkrankungen.“ Parkinson bis hin zur Demenz Genau so ist es auch mit der Multiplen Sklerose. Daher gilt: Bewegung ist eindeutig empfohlen für Menschen mit MS. Diejenigen, die bereits vor ihrer Diagnose sportlich aktiv waren, sollten diese Gewohnheit fortsetzen. Zu Beginn besteht hier kein Grund zur Besorgnis. Betroffene haben meist den Raum, um jahrelang weiterhin ihren üblichen Sport auszuüben – was ihnen zugleich dazu verhelfen kann, einen besseren Krankheitsverlauf zu erreichen.
Potenzielle Auswirkungen auf die psychische Gesundheit
Wie verändern sich das psychische Wohlbefinden und die mentale Gesundheit bei einer Multiplen Sklerose-Diagnose und im Alltag mit dieser Erkrankung für die betroffene Person?
„Die Diagnose stellt normalerweise einen Schock dar. Oft assoziieren betroffene Personen diese Krankheit mit einem Leben im Rollstuhl. In diesem Fall übernimmt für uns Ärzte die Rolle, deutlich zu machen, dass MS kein Zustand ist, der unweigerlich zur schwerwiegenden Beeinträchtigung führt. Wir müssen Ängste abbauen und den Patienten Hoffnung geben. Trotzdem gibt es auch Fälle von Menschen, die nach wie vor Angst ausbilden und Psychotherapie brauchen, um mit ihrer Erkrankung zurechtzukommen.“
Auch interessant: Anna Kraft und Fernanda Brandão beim emotionallyen Gespräch über geistige Gesundheit
Was heißt es konkret, mit der Krankheit zurechtkommen zu lernen?
Viele Menschen sind von der Unsicherheit betroffen, weil sie nicht vorhersagen können, wann die nächste Welle an Symptomen auftritt. Besonders am Anfang fürchten Patienten mit vagen Unannehmlichkeiten oft das Schlimmste und vermuten einen erneuten Ausbruch ihrer Erkrankung. Dazu kommt, dass ihnen ihr Zustand sowie dessen Folgen noch nicht ausreichend bekannt sind. Um diesen Herausforderungen entgegenzuwirken, bemühen wir uns daraufhin, sämtliche Bedenken – sei es nun eine leichte Veränderung oder kompakte Belastungen – ernsthaft zur Kenntnis zu nehmen und immer wieder abzuchecken, ob diese im Zusammenhang mit dem Multiplen Sklerose-Verlauf stehen könnten.
- Bundesverband Deutsche Multiple-Sklerose-Gesellschaft e. V. Was bedeutet Multipler Sklerose (MS)? (aufgerufen am 9.4.2025) ↩︎